Warum barrierefrei auf Social Media?
Es gibt weltweit 4,9 Billionen Nutzende von sozialen Medien, die kategorisch ausgeschlossen werden und teilweise Zugang zu wichtigen Informationen verlieren. Es handelt sich also um eine große Zielgruppe, die nur darauf wartet, Unternehmen und Organisationen folgen zu können, die sich dem Thema Inklusion verschrieben haben.
Barrierefreier Content sorgt also für mehr Reichweite, Interaktion und Follower – und genau das wollt ihr doch auf Social Media, oder? Also, packen wir’s an!
Wenn du noch mehr darüber wissen möchtest, warum digitale Barrierefreiheit ein Muss ist, empfehlen wir euch diesen Artikel: Warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, digital barrierefrei zu werden
Folgende Liste ist nicht zu 100 % vollständig. Allerdings deckt die Checkliste schon einmal die Grundlagen ab! Und wie Oma so schön sagte: Lieber eine Checkliste in der Hand als eine Strafzahlung vom Amt!
Ich habe heute leider kein Bild für dich!
Bilder spielen eine wichtige Rolle auf Social Media! Jedes Bild, das Informationen vermittelt oder dazu beiträgt, deinen Post besser zu verstehen, braucht einen Alternativtext für assistive Technologien. Blinde oder sehbehinderte Menschen können so den Bildinhalt erfassen. Auf Facebook, X, Instagram und LinkedIn gibt es dafür spezielle Felder beim Hochladen der Bilddatei, dort kannst du den Alt-Text hinterlegen. Falls du auf einer anderen Plattform unterwegs bist und es dort kein Alt-Text-Feld gibt, schreibe am besten direkt in den Post, was auf dem Bild zu sehen ist. Das empfiehlt sich auch, wenn du komplexe Grafiken oder Schaubilder postet, für die ein Alt-Text nicht mehr ausreicht.
Ja, und wie schreib ich jetzt gute Alt-Texte?
Gleich vorneweg: Lieber einen weniger guten Alt-Text als gar keinen. Dann liest der Screenreader nämlich einfach „Bild“ vor. Ist auch nicht so schön.
Hier ist ein Beispiel für einen super (leckeren) Alt-Text: Ein großes Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, daneben eine ordentliche Portion Preiselbeeren, serviert auf einem blau-weißen Teller.
Beispiel für einen suboptimalen Alt-Text: Essen
Keywords verstecken ist Pfui
Achja: Alt-Texte zu hinterlegen ist echt gut für SEO – aber nur, wenn du sie nicht als Geheimversteck für Keywords nutzt. Nimm lieber echte Alt-Texte, denn dazu sind sie da!
Du willst mehr über Alt-Texte auf Social Media erfahren? Dann lies den Artikel So hinterlegst du Alt-Texte bei Social-Media-Posts
Denk auch an deine Tanzvideos und Podcasts
80 % der User schauen auf Social Media Videos ohne Ton. Schließlich soll nicht jeder in der Bahn mitbekommen, wer mein Lieblings-YouTuber ist. In erster Linie hilfst du mit einer Untertitelung und einem Transkript Menschen mit Hörbehinderungen. Aber auch nicht-beeinträchtigte Menschen freuen sich, wenn sie die Wahl haben. Und natürlich hilfst du mit einer Audiobeschreibung Menschen mit Sehbehinderung, dein Video zu erfassen.
Wenn du ein richtig gutes Video mit Audiobeschreibung sehen möchtest, dann sieh dir dieses an:
(Achtung: Es kann emotional werden!)
Du hast dabei die Wahl zwischen offenen und geschlossenen Videobeschreibungen:
Geschlossene Videobeschreibung:
- kannst du zum Beispiel auf YouTube, Facebook, X, Instagram und TikTok generieren lassen.
- lassen sich vom User an- und abstellen
- lassen sich vergrößern und bewegen.
Auf YouTube kannst du sie noch nachträglich bearbeiten. Klick dazu auf Duplizieren und dann Bearbeiten.
Offene Videobeschreibung:
- geht nur in Post-Produktion
- User können sie nicht ausschalten
- man kann sie nicht vergrößern oder bewegen
Auf Facebook, YouTube, X und TikTok kannst du auch offene Videobeschreibungen einbetten.
Bling Bling gehört in die 90er: Verabschiede dich von GIFs
Ach, wer liebt sie nicht? Ich könnte ganze Bücher in GIFs schreiben. Leider sind sie im Hinblick auf Barrierefreiheit nicht cool. Das wilde Blinken und die fehlende Möglichkeit, die GIFs zu stoppen, kann bei manchen Usern zu Schwindel, Übelkeit – oder schlimmer noch zu Migräne- oder Epilsepsieattacken führen. Also: Lieber vermeiden. (Ja, ich weiß. Es ist hart.)
In folgendem Artikel erklären wir dir, wann Animationen erlaubt sind und wann sie keine gute Idee sind: Barrierefreie Animationen: Darf man das?
Süße Emojis ja, aber bitte keine Massenware!
Menschen lieben Emojis! Laut einer Adobe-Studie sorgen sie für mehr Empathie für das Gegenüber. Und das hilft allen. Aber: Verwende sie sparsam und nicht zwischen jedes einzelne Wort, weil du gerade sooo aufgeregt bist!
Dann liest der Screenreader nämlich sowas vor:
Ich ✨🥳 liebe 🍫 Schoki 😘
Screenreader: Ich, funkelt, Partygesicht, liebe, Schokolade, Schoki, Gesicht, das einen Kuss zuwirft
Hä?
Oder noch schlimmer:
😏Bravo Tobi 💪🏼 du Sportskanone 👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾👏🏾
Screenreader: Süffisant lächelndes Gesicht, Bravo Tobi, angespannter Bizeps, mittel-helle Hautfarbe, du Sportskanone, Applaus medium dunkle Hautfarbe, Applaus medium dunkle Hautfarbe, Applaus medium dunkle Hautfarbe …
Das sagt eigentlich schon alles …
Schreib deine süßen Emojis am besten immer ans Ende eines Posts.
Du benötigst Pascal und Kamele für deine Hashtags
Was Hashtags mit Barrierefreiheit zu tun haben? Ziemlich viel. Manche User lieben es sogar, vor jedes einzelne Wort einen Hashtag zu setzen. Genau wie Emojis entsteht dadurch Verwirrung bei Screenreadern.
Warum?
Mehrere Worte direkt hintereinander zu schreiben, ist für assistive Technologien leider unlesbar.
Willst du mal wissen, wie so ein Text klingt? In diesem LinkedIn-Beitrag von Joshi Kuphal kannst du hören, wie solche Hashtags jeglichen Sinn eliminieren.
Daher benötigst du entweder den Pascal oder CamelCase-Hashtag:
CamelCase-Hashtags schreiben das erste Wort in Kleinbuchstaben und jedes nachfolgende Wort am Anfang mit einem Großbuchstaben: #ichLiebeMontage
Pascal Hashtags schreiben jedes Wort am Anfang mit einem Großbuchstaben: #IchLiebeMontage
Und ja – dann lassen sich solche kleinen Ausrutscher vermeiden:
#powergenitalia
(Wir müssen das Unternehmen Powergen Italia mal mit Pascal bekannt machen)
Mach dich nicht fescher, als du ohnehin schon bist!
Ja, Schriftarten auf Social Media sind Banane – du kannst sie nicht einmal formatieren! Bestimmt hast du auf Social Media schon mal Posts gesehen, die formatiert sind. Und das, obwohl das eigentlich gar nicht geht? Wie, glaubst du, schaffen es andere Content-Ersteller dann, Kursivschrift oder Fettdruck einzubauen in ihre Posts?
Durch externe Tools, wie zum Beispiel den SocialMediaFormatter. Hier kannst du deinen Text fescher machen und dann schön in LinkedIn oder Facebook reinkopieren.
Ja, und wo ist dann das Problem?
Bedauerlicherweise werden diese nur oberflächlich reinkopiert und sind im Backend von Screenreadern nicht mehr lesbar.
Wenn du es genau wissen willst: Du kopierst keinen Unicode mehr (der für lateinische Buchstaben steht), sondern mathematische Zeichen!
Starke Kontraste braucht das Land!
Manche User mit Sehbeeinträchtigungen können Texte schwer erkennen, wenn der Kontrast vom Text zum Hintergrund nicht stark genug ist. Die WCAG (der heilige Gral der Barrierefreiheit!) schreibt dazu einen Kontrast von mindestens 4,5 zu 1 vor. Wenn du schnell mal überprüfen willst, wie stark dein Kontrast ist, nutze am besten den kostenlosen Color Contrast Analyzer: Zum Color Contrast Analyzer
Tipp: Wenn deine Inhalte vorwiegend Farbe nutzen, um Bedeutung zu transportieren, können sehbeeinträchtigte Menschen den Inhalt deines Posts auch nicht richtig erfassen.
Mehr dazu, wie du barrierefreie Farben wählst, erfährst du hier
Mehr zum Thema Kontrastverhältnis bei Farben erfährst du hier
Sprache formt Realität
(Achtung, der folgende Abschnitt enthält Beispiele für diskriminierende Sprache)
Wie wir wissen, formt Sprache auch Realität. Manche Wörter können einen negativen Beigeschmack haben oder Menschen benachteiligen, daher solltest du ableistische oder andere diskriminierende Sprache vermeiden.
Zum Beispiel, wenn du Redewendungen benutzt wie „Du bist wohl blind“ oder Aussagen wie „Toll, dass du trotz deiner Legasthenie schreiben kannst“.
Aber auch Sätze wie „an einer Behinderung leiden“ oder „an den Rollstuhl gefesselt sein“ verstärken Klischees und die einseitige Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen.
Wusstest du übrigens, dass der Begriff „Handicap“ im Englischen nicht mehr gebräuchlich ist, weil man damit das Bild eines Bettlers mit einem Hut in der Hand verbindet?
Fazit
Barrierefreie Inhalte für Social Media zu erstellen, ist gar nicht so schwer! Man muss nur ein paar Dinge wissen und auf die Feinheiten achten. Wenn du wirklich dafür sorgen willst, dass deine Inhalte von allen gelesen und verstanden werden können, schau dir unseren Social-Media-Kurs an:
Digitale Barrierefreiheit für Social Media
Lerne, wie du barrierefreie Inhalte für deine Social-Media-Kanäle erstellst und so allen Menschen ermöglichst, am sozialen Leben online teilzunehmen!