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Kontrastverhältnis von Farben

Veröffentlicht am 5. Oktober 2023
Autor*in: Nina Jameson
Text auf Bild: So wählst du deine Farben richtig. Daneben eine Illustration einer Figur, die eine Mütze trägt, auf er ein Farbklecks ist. In der Hand hält sie einen Pinsel

Das Kontrastverhältnis sagt aus, wie sehr sich die Farben in ihrer Helligkeit voneinander unterscheiden. Es hat einen Einfluss auf die Lesbarkeit deiner Inhalte. Egal, ob es um Texte auf deiner Webseite, Werbung oder Grafiken geht – ausreichend Kontrast ist notwendig, wenn du möchtest, dass deine Inhalte für alle Nutzende zu sehen und zu verstehen sind.

Ein gutes Kontrastverhältnis ist besonders für Menschen mit Sehschwäche wichtig. Die richtigen Kontraste helfen, wenn jemand entweder Farben nicht gut sehen beziehungsweise unterscheiden oder vielleicht sogar Farben gar nicht sehen kann.

So kann zum Beispiel jemand mit einer Rot-Grün-Schwäche die Farben Rot und Grün kaum bis eventuell gar nicht voneinander unterscheiden. Das kann extrem problematisch sein, wenn du die Farben Rot und Grün dafür nutzt, um wichtige Informationen zu vermitteln. (Fehlermeldungen sind hier das bekannteste Beispiel).

Aber auch in anderen Bereichen kann das Wählen von Rot oder Grün problematisch sein. Hier ist ein Beispiel, dass wir aus dem Austausch mit dem ÖPVN real mitbekommen haben. Diese folgende Frage können 10 % der Männer nicht beantworten!

Bild auf Text: Wohin fährt der Zug aus Augsburg? Darunter ist ein Linienfahrplan zu sehen. mit roten und grünen streifen. Die Linie von dem Zug aus Augsburg nach Köln ist grün, die anderen Linien nach Stuttgart und Hamburg sind rot.

Falls du doch rot auf grün setzt oder allgemein Farbe auf Farbe setzt, solltest du dir erstens bewusst darüber sein, ob die Farbe nur einen dekorativen Effekt hat oder wichtige Informationen vermittelt. Und zweitens solltest du dir überlegen, ob du nicht eine schwarze Umrandung einsetzen willst, um den Kontrast zu erhöhen. Auf unserer Seite siehst du das recht häufig. Wir benutzen oft schwarze Umrandungen, um Kontrastverhältnis zu erhöhen und Dinge klar voneinander abzutrennen.

Ohne die Umrandung wäre die Figur unten zum Beispiel für Rot-Grün-blinde Menschen kaum mehr zu erkennen, weil das Kontrastverhältnis zwischen dem Rot und Grün sehr gering ausfällt.

Eine rote, illustrierte Figur auf grünem Hintergrund. Die Figur ist mit einem schwarzen Rand umgeben. Es entsteht ein hohes Kontrastverhältnis zwischen dem schwarzen Rand und den Farben in der Umgebung. Das ermöglicht die Wahrnehmung der Formen.

An diese Kontrastverhältnisse solltest du dich halten

Du kannst ganz einfach selbst prüfen, wie hoch das Kontrastverhältnis deiner Farben ist. Je nachdem, ob es um Text oder Grafiken geht, gelten andere Mindestanforderungen.

Kontrastverhältnis für Texte

Die WCAG 2.2 AA legt fest, dass normaler Text einen Kontrast von mindestens 4.5:1 haben muss. Normaler Text sind Texte, die kleiner als 18pt (etwa 24px) sind. Große Texte, wie Überschriften über 24px, sind so groß, dass ein kleineres Kontrastverhältnis von 3:1 in Ordnung ist.

Das Erfolgskriterium 1.4.3 über minimale Farbkontraste kannst du hier einsehen (englisch, öffnet in einem neuen Tab)

Wenn du kannst, orientiere dich an dem Erfolgskriterium 1.4.6 für erhöhte Farbkontraste. Dein normaler Text sollte einen Kontrast von 7:1 haben und großer Text mindestens 4.5:1.

Das Erfolgskriterium 1.4.6 über erhöhte Farbkontraste kannst du hier einsehen (englisch, öffnet in einem neuen Tab)

Große Überschriften dürfen Farbkombinationen verwenden, die für normale Texte nicht ausreichend sind.

Kontrastverhältnis bei Text auf Bildern

Texte auf Bildern müssen die regulären Kontrastanforderungen erfüllen. Das kann zum Problem werden, wenn Texte dynamisch auf Bildern platziert werden, wie bei Blogartikeln oder Produktkarten.

Um den Kontrast hochzuhalten, dunkeln viele ihre Bilder mit einer zusätzlichen Farbschicht ab, aber auch das sichert nicht automatisch deinen Kontrast ab. Deshalb sollten Content Creator ihre Arbeit immer im Browser prüfen, um sicherzustellen, dass die Inhalte lesbar sind. Was Content Creator berücksichtigen sollten, wenn sie Inhalte einpflegen, findest du hier.

Kontrastverhältnis für wichtige visuelle Inhalte

Oft sind auch nicht textuelle Inhalte, etwa Diagramme, für das Verständnis wichtig. Die sollten ein Kontrastverhältnis von mindestens 3:1 haben.

Das gilt übrigens auch für den Fokusrahmen. Fokusrahmen zeigen an, welche Schaltfläche aktuell ausgewählt ist. Diese Funktionalität ist besonders wichtig, wenn Webseiten nicht mit der Maus, sondern mit der Tastatur bedient werden. Hebt sich die Farbe des Fokusrahmens nicht deutlich genug von der Schaltfläche ab, verliert man schnell die Orientierung und weiß nicht mehr, wo man sich auf deiner Seite befindet.

Illustration von zwei Buttons. Der Erste hat einen Fokus-Rahmen, der andere nicht. Das Zweite ist ein Fehler.

Kontrastverhältnis für Logos

Text, der Teil eines Logos ist, muss theoretisch keine Anforderungen an Farbkontraste erfüllen. Logos, die nicht barrierefrei gestaltet sind, sind ein Zeichen dafür, dass die Brand nicht von vornherein barrierefrei entwickelt wurde. Das erschwert die Gestaltung eines digital barrierefreien Auftritts. Daher sollte Barrierefreiheit auch Teil des Brandingprozesses sein.

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Tools für das Messen von Kontrastverhältnis

Es gibt viele Tools, die du zum Messen von Kontrasten verwenden kannst. Hier eine kleine Auswahl an Tools, die wir gerne benutzen.

Browsertools

  • APAC: Gibt dir den Helligkeitskontrast als Lc-Wert aus: Lc 90 entspricht 7:1, Lc 75 4.5:1 und Lc 60 3:1 des WCAG-Standards. Zusätzlich gibt dir das Tool eine Übersicht, welche Schriftgrößen und -gewichte in Kombination ausreichend sind. Das Tool ist Englisch.
  • WCAG Color contrast checker: Ein Plug-in für Chrome, dass dir eine Übersicht der verwendeten Farben und des Kontrastverhältnisses ausgibt. Das Tool ist Englisch, manchmal sind die Angaben nicht 100 % korrekt, aber es gibt dir einen guten Überblick.
  • Accessible Palette: Unterstützt dich dabei, ein barrierefreies Farbsystem zu erstellen. Das Tool ist in Englisch.

Anwendungen

  • Colour Contrast Analyzer: Eine Anwendung, die dir per Pipette ermöglicht überall Farbwerte zu vergleichen. Vorteil: es wird direkt angezeigt, ob die Farbkombination für Schriften WCAG 2.1 AA und AAA konform ist.
  • Sim Daltonism: Ein Simulator für Sehschwächen für iOS und Mac in englischer Sprache.

Fazit

Mein persönliches Lieblingstool ist der Colour Contrast Analyzer: Er ist selbsterklärend, nicht auf Browser limitiert und kann zusätzlich Sehschwächen simulieren. Damit kannst du einfach und unkompliziert testen, ob deine Inhalte über ausreichend Kontrast verfügen.

Der Colour Contrast Analyzer kann nicht nur Kontrastverhältnisse ermitteln, sondern auch Sehschwöchen simmulieren.

Im Übrigen wird der aktuelle Algorithmus, der bestimmt, ob Farbkombinationen ausreichend sind, mit der WCAG 3 ausgetauscht. APAC liefert andere Ergebnisse und es kann passieren, dass Farbkombinationen, die du aktuell verwendest, in Zukunft nicht mehr gehen. Bis die WCAG 3.0 live geht, ist die Kontrolle mit APAC eine wertvolle Ergänzung, erfüllen musst du weiterhin die Anforderungen der WCAG.