Eine Webseite wird oft als dein rund um die Uhr verfügbarer Verkäufer bezeichnet. Und das trifft zu! Deine Webseite kann potenzielle Interessenten jederzeit mit Informationen versorgen, Fragen beantworten, Vertrauen in deine Firma aufbauen und letztlich sogar zum Kauf führen – und du musst dafür nicht viel tun (nachdem die Webseite einmal erstellt wurde, versteht sich).
Allerdings ist dir wahrscheinlich auch bewusst, dass deine Webseite nur ein Teil deiner Marketingstrategie ist. Zunächst einmal muss deine Webseite gefunden werden. Du musst also Aufmerksamkeit erzeugen und Reichweite generieren.
Nachdem potenzielle Käufer deine Webseite gefunden haben, stellt sich die Frage, was sie dort machen sollen. Werden sie auf eine Produktseite weitergeleitet, wo sie das Produkt direkt kaufen können? Oder gelangen sie auf eine Landingpage, die ihnen deinen Service erklärt und sie dazu ermutigt, einen Termin zu vereinbaren? Oder können sie sich vielleicht ein PDF herunterladen, um neugierig auf deinen Service oder dein Produkt zu werden?
All diese Schritte sind Teil deines Marketing-Funnels. Und genauso wie deine Webseite sollte auch dein gesamter Funnel barrierearm sein, wenn du Menschen mit Behinderungen mit abholen möchtest.
In diesem Artikel werden wir die drei Teile eines Marketing-Funnels (Start, Mitte, Ende) durchgehen und besprechen, worauf du in Bezug auf Barrierefreiheit achten solltest.
Einstieg in den barrierefreien Marketing Funnel: Wie weckst du das Interesse potenzieller Kunden?
Es gibt unzählige Möglichkeiten, potenzielle Kunden auf digitalem Weg auf dein Produkt aufmerksam zu machen und sie auf deine Webseite zu locken. Wir geben hier nur einen Überblick drei Wege, die wir für sehr effektiv halten.
1. Reichweite aufbauen über LinkedIn, Facebook und Co.
Auf den Social-Media-Plattformen hast du nur begrenzten Einfluss auf die Barrierefreiheit deiner Beiträge. Ein Großteil davon, wie Nutzende die Plattform bedienen können, hängt natürlich von der Plattform selbst ab.
Was du jedoch immer beachten kannst und was sehr hilfreich ist, ist die Verwendung von Alt-Text für deine Bilder und die Untertitelung deiner Kurz-Videos.
Digitale Barrierefreiheit für Social Media
Lerne, wie du barrierefreie Inhalte für deine Social-Media-Kanäle erstellst und so allen Menschen ermöglichst, am sozialen Leben online teilzunehmen!
2. Barrierefreie Reichweite durch Google-Suche (SEO / SEA)
Wenn du hauptsächlich über die Suche von Google oder über Google-Werbung gefunden werden möchtest, kannst du die Barrierefreiheit getrost Google überlassen.
Wenn du eine Google-Anzeige mit Produktbildern erstellst (zum Beispiel für Shampoo), dann solltest du hier natürlich auch das Bild mit einem Alt-Text versehen.
3. Barrierefreie Reichweite auf YouTube aufbauen
Wenn YouTube die Hauptquelle für deine Reichweiten-Strategie ist, solltest du deine Videos mit Untertiteln und Transkriptionen versehen, damit Menschen mit Hörproblemen die Möglichkeit haben, deine Videos zu konsumieren.
Das lohnt sich auch immer mehr, da wir Videos häufig auch beim Arzt oder in der Straßenbahn schauen, wo wir den Ton nicht abspielen können.
Die Mitte des barrierefreien Marketing Funnels: Was passiert, nachdem Leute auf dich aufmerksam geworden sind?
Die Generierung der Reichweite ist nur der erste Schritt in deinem Funnel. Wie geht es jetzt weiter? Landen die Leute auf deiner Webseite oder Landingpage? Gibst du ihnen ein PDF als Informationsmaterial zum Download und versorgst sie dann weiterhin mit einem Newsletter? Oder haben sie die Möglichkeit, an einem Workshop teilzunehmen, um mehr über dein Produkt oder deinen Service zu erfahren?
Was auch immer es ist, wenn du inklusiv und barrierefrei sein möchtest, musst du darauf achten, dass auch diese Schritte des Funnels barrierefrei sind.
Interessenten landen auf deiner (barrierefreien) Landingpage
Nachdem potenzielle Kunden auf deiner Landingpage gelandet sind, muss hier natürlich die barrierefreie Erfahrung fortgesetzt werden. Du musst sicherstellen, dass die Webseite mit einem Screenreader und der Tastatur navigiert werden kann, damit alle potenziellen Kunden Zugang zu allen relevanten Informationen über dein Produkt haben.
Wie das in Live aussehen kann, kannst du in unserem Video mit der blinden Person Nina Schweppe erleben. Zum Video, wie Menschen mit Screenreader eine Webseite erleben.
Interessenten laden sich ein (barrierefreies) PDF herunter
Eine weitere gängige Taktik ist es, Interessenten dazu zu ermutigen, zunächst ein PDF herunterzuladen, im Gegenzug für ihre E-Mail-Adresse. Dadurch erhalten potenzielle Kunden einen Mehrwert und du hast die Möglichkeit, deine Expertise in deinem Bereich zu zeigen, während du gleichzeitig E-Mail-Adressen sammelst, um Interessenten langfristig zu bespielen und kaufbereiter zu machen.
Deine downloadbaren PDFs sollten selbstverständlich ebenfalls barrierefrei sein, um deine inklusive Kundenerfahrung zu fördern und Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, sich von deiner Expertise, deinem Produkt oder deinem Service überzeugen zu können.
Das Erstellen von barrierefreien PDFs ist ein umfangreiches Thema. Es beginnt bei der richtigen Schriftgröße und dem richtigen Kontrasts und erstreckt sich bis zur Verwendung geeigneter Tags und Beschreibungen, um den Inhalt des PDFs für Bildschirmleser zugänglich zu machen.
Wir selbst bieten noch keinen Service an, um PDFs barrierefrei zu machen, aber wir können den Service von Axes4 oder die Dienste von Yvonne schwer empfehlen. Besuche hier die Webseite von Axes4 oder die Webseite von Yvonne, die wirklich jedes Dokument barrierefrei machen kann.
Interessenten nehmen an einem (barrierefreien) Webinar / Workshop teil.
Die Teilnahme an einem Webinar oder Workshop kann für potenzielle Kunden eine sehr effektive Möglichkeit sein, dich und dein Angebot besser kennenzulernen.
Barrierefreie Webinare stellen aber eine ziemliche Herausforderung dar. Zuerst solltest du herausfinden, ob die von dir genutzten Tools für die Durchführung des Webinars barrierefrei sind. Wir haben Zoom schon mit blinden Personen getestet und hervorragende Erfahrungen gemacht.
Für taube Menschen oder Menschen mit Hörproblemen wäre es natürlich perfekt, wenn dein Webinar eine Live-Untertitelung hätte oder ein Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung stünde, der deine Worte übersetzt.
Da muss natürlich abgewogen werden, ob der Aufwand und die Kosten dafür gerechtfertigt sind. Wenn es eine Aufzeichnung des Webinars gibt, könnte diese zumindest im Nachhinein untertitelt werden.
Vielleicht kann in Zukunft auch Künstliche Intelligenz (KI) helfen, Live-Übertragungen kostengünstiger barrierefrei zu machen.
Der Abschluss des barrierefreien Marketing-Funnels: Wie findet der Verkauf statt?
Nachdem deine potenziellen Käufer von dir und deinem Produkt oder Service überzeugt sind, möchten sie natürlich auch endlich den Kauf abschließen! Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen Deal abzuschließen, und all diese sollten natürlich barrierefrei sein.
Barrierefreier Checkout-Prozess
Wenn du ein Produkt und keinen Service verkaufst, ist es sehr wahrscheinlich, dass deine Kunden einen Checkout-Prozess durchlaufen, um das Produkt zu erwerben.
Dieser Checkout-Prozess beinhaltet normalerweise das Hinzufügen des Produkts zum Warenkorb, das Überprüfen des Warenkorbs, das Eingeben von persönlichen Daten und die Bestätigung der Bestellung.
Das klingt einfacher, als es ist: Über 70 % der Menschen brechen ihren Einkauf im Checkout-Prozess ab. Das hat verschiedene Gründe, unter anderem liegt es daran, dass der Checkout-Prozess unnötig kompliziert gestaltet ist, wichtige Informationen fehlen oder das Vertrauen des Kunden nicht gestärkt wurde, dass er die richtige Entscheidung mit seinem Kauf trifft.
Sich darum zu kümmern, den Verkaufsprozess barrierefrei zu gestalten, kann dir nicht nur dabei helfen, eine neue Zielgruppe zu erreichen, sondern allgemein die Benutzerfreundlichkeit verbessern und so auch deiner bestehenden Zielgruppe das Leben erleichtern und deine Conversion-Rate erhöhen.
Leider ist es derzeit ziemlich schwierig, einen vollständig barrierefreien Checkout-Prozess zu gewährleisten. Selbst Plattformen wie Shopify oder WooCommerce sind von sich aus technisch nicht barrierefrei. Man muss selbst einige Anpassungen vornehmen, um Barrierefreiheit sicherzustellen.
Barrierefreie Terminbuchung
Wenn du einen Service verkaufst oder ein hochpreisiges Produkt anbietest, ist es wahrscheinlich, dass deine Kunden zunächst ein oder mehrere Gespräche mit dir führen möchten, bevor sie sich für dein Angebot entscheiden.
Ein Tool, das sein Versprechen bezüglich Barrierefreiheit einhält und langfristig gewährleistet, ist Calendly. Calendly kann in deine eigene Webseite integriert werden oder du kannst den Link mit einem Button verknüpfen, der zu einer speziell eingerichteten Calendly-Seite führt, auf der Termine gebucht werden können. Als Beispiel haben wir hier den Link zu unserer Calendly-Seite: Zu unserer Calendly-Buchungsseite
Calendly bietet eine kostenlose Version an und ist DSGVO-konform. Es handelt sich um ein Tool, das wir auf jeden Fall empfehlen würden (ohne Sponsoring), wenn es darum geht, Termine schnell und einfach online zu vereinbaren. Hier geht es zur Seite von Calendly
Barrierefreie E-Mails
Als Letztes gehen wir noch auf E-Mails ein. Egal, ob im Newsletter, zur Absprache oder zur Kaufbestätigung, E-Mails sind normalerweise in einer Form Teil deines Marketings. Daher ist es wichtig, dass deine E-Mails barrierefrei sind.
Glücklicherweise gibt es bei E-Mails nicht allzu viel zu beachten, da E-Mail-Programme die meiste Arbeit für dich erledigen. Es ist hauptsächlich wichtig, dass du eine gut lesbare Schriftgröße verwendest und Farben mit ausreichendem Kontrast wählst.
Außerdem solltest du sicherstellen, dass alle Bilder oder Grafiken in deinen E-Mails alternative Texte enthalten, um sie für Menschen mit Sehbehinderungen zugänglich zu machen. Am besten fügst du auch keine Bild-Grafiken mit wichtigen Texten direkt in deine E-Mails ein. Bilder in E-Mails können ohnehin oft Probleme verursachen, daher achte darauf, dass wichtige Informationen, die sich auf Bildern befinden, auch anderweitig in der E-Mail in schriftlicher Form vorhanden sind.
Fazit
Ein barrierefreier Marketing-Funnel ist von großer Bedeutung, um eine inklusive und zugängliche Kundenerfahrung zu schaffen. Von der Aufmerksamkeitsgewinnung über die Interaktion auf der Webseite hin zum Abschluss des Verkaufsprozesses – jeder Schritt sollte darauf ausgelegt sein, Menschen mit Behinderungen einzubeziehen und anzusprechen.
Indem wir unseren Marketing-Funnel barrierefrei gestalten, zeigen wir unser Engagement für die Vielfalt unserer Zielgruppe und schaffen eine inklusive Umgebung, in der sich alle Kunden willkommen fühlen.
Ein barrierefreier Marketing-Funnel ist nicht nur ethisch und rechtlich wichtig, sondern bietet auch geschäftliche Vorteile, da er das Potenzial für eine größere Kundengruppe erweitert.