Egal ob du auf Youtube, Netflix, Twitch oder in deinem Social-Media-Feed unterwegs bist, Videos sind überall. Für viele Menschen sind die meisten Videos leider nicht zugänglich, denn oft bleibt die Barrierefreiheit auf der Strecke. Um sicherzustellen, dass dir das nicht passiert, gibt es grundsätzlich zwei Aspekte, die du beachten solltest: das eigentliche Video und den Video-Player, mit dem es abgespielt wird. In diesem Artikel werden wir uns genauer damit beschäftigen, wie barrierefreie Videos erstellt werden können, um eine inklusive und vielfältige Online-Erfahrung für alle zu gewährleisten.
Warum sind die meisten Videos nicht barrierefrei?
Die Mehrheit der Videos ist nicht barrierefrei, da sie in erster Linie für Menschen entwickelt werden, die sehen und hören können. Ein typisches Video besteht meistens nur aus Bildern und einer Tonspur, was bedeutet, dass eine visuelle und auditive Wahrnehmung vorausgesetzt wird. Dadurch werden Menschen ausgeschlossen, die temporär oder permanent nicht sehen oder hören können.
Im Gegenteil dazu bieten barrierefreie Videos Alternativen an, um Inhalte auf verschiedenen sensorischen Kanälen zugänglich zu machen. Das kannst du leicht über Untertitel und eine Audiodeskription erreichen.
Von barrierefreien Videos profitieren übrigens nicht nur Menschen mit Behinderung: 85 % der Facebook-Nutzer und 80 % der LinkedIn-Nutzer scrollen mit ausgeschaltetem Ton durch ihre Social Media Feeds. Indem du deine Videos barrierefrei machst lässt du also nicht nur Menschen mit Behinderung an deinem Content teilhaben, du erhöhst automatisch auch die allgemeine Anzahl an Zuschauern um bis zu 80 %.
Untertitel – Alternative für die Tonspur
Wenn du in deinem Video Informationen über die Tonspur vermittelst, dann sind Untertitel ein absolutes Muss. Ausnahmsweise ist die deutsche Sprache hier aber nicht genau. Im englischen wird nämlich zwischen Caption und Subtitle unterschieden. Beide werden im Deutschen oft mit demselben Wort Untertitel übersetzt, obwohl sie unterschiedliche Dinge benennen.
Subtitles sind Untertitel, die den gesprochenen Text in eine andere Sprache übersetzen. Sie ermöglichen es Zuschauer*innen, die die Originalsprache des Videos nicht verstehen, den Inhalt dennoch zu erfassen.
Captions sind Untertitel, die nicht nur den Dialog in einer anderen Sprache übersetzen, sondern auch weitere wichtige Informationen vermitteln. Sie können zusätzliche Details wie Beschreibungen von Geräuschen, Musik, Hintergrundgeräuschen, Lachen oder anderen wichtigen Klängen enthalten.
Wenn wir über barrierefreie Untertitel sprechen, meinen wir in der Regel Captions, denn Captions dienen nicht nur dazu, den Dialog zu übertragen, sondern ermöglichen eine umfassendere Erfahrung und damit eine echte Alternative zur Tonspur.
Darauf kommt es bei Untertiteln an
Der Untertitel ersetzt das gesprochene Wort. Deshalb muss der Untertitel inhaltlich exakt wiedergeben, was in dem Video gesprochen wird. Grammatik und Rechtschreibung sollten korrekt sein, damit der Text gut lesbar ist. Für mehr Informationen kannst du dich an den Untertitelrichtlinien orientieren. Diese Richtlinien werden von Verbänden wie der Deutscher Gehörlosen Bund e.V. oder Deutscher Schwerhörigenbund e.V. unterstützt und sind daher eine gute Quelle für dich.
Wenn es in deinem Video neben dem gesprochenen Wort auch andere wichtige Geräusche gibt, sollten diese ebenfalls im Untertitel auftauchen. Denke daran, dass der Untertitel eine gleichwertige Alternative sein sollte. Geräusche wie beispielsweise das Lachen des Publikums in Sitcoms tragen zum Gesamterlebnis einer Serie bei. Wir möchten natürlich auch Menschen, die den Ton nicht hören können, ermöglichen, diese Erfahrung zu machen.
Untertitel erstellen
Technisch betrachtet sind Untertitel eine Datei, die Informationen über die Zeit und den dazugehörigen Text enthält. Diese Datei wird zusammen mit deinem Video bereitgestellt. So weiß der Video-Player, wann welcher Text eingeblendet werden muss. Es ist also eine Art Anleitung, die dem Player sagt, welche Worte zu welcher Zeit angezeigt werden müssen.
Grundsätzlich kannst du Untertitel manuell erstellen, aber das ist ziemlich zeitaufwendig. Zum Glück gibt es heutzutage viele Tools, die dir diese Arbeit erleichtern können. Die meisten bieten eine automatische Generierungsfunktion an. Die solltest du mit Bedacht verwenden, denn das Ergebnis ist oft nicht ausreichen und muss in der Regel verbessert werden. Dennoch macht sie die Erstellung von Untertiteln insgesamt viel einfacher und schneller.
Eine kleine Auswahl:
- YouTube Studio: Gratis
- Sonix: Kostenplichtig
- Adobe Premiere Pro: Kostenpflichtig
Wenn du automatisch generierte Untertiteldateien verwendest, ist es wichtig, sie auf Genauigkeit zu überprüfen. Es ist üblich, dass automatisch generierte Dateien Fehler enthalten. Allerdings kannst du trotzdem Zeit sparen, indem du sie generieren lässt und anschließend korrigierst. Achte bei der Korrektur auch auf Geräusche, die zum Hörerlebnis gehören und im Untertitel berücksichtigt werden sollten.
Audiodeskription – Alternative für visuelle Informationen
Eine Audiodeskription übersetzt die visuelle Elemente deines Videos auf die Tonspur, indem wichtige visuelle Details, Handlungen oder Umgebungen verbal beschrieben werden. Menschen, die dein Video nicht sehen können, bekommen auf diese Art eine Alternative und können dein Video als Hörspiel genießen.
Bei Audiodeskriptionen ist die Qualität der Beschreibungen von großer Bedeutung. Sie sollte präzise, gut verständlich und in angemessenem Tempo erfolgen. Ziel ist es, alle visuellen Elemente so anschaulich wie möglich zu beschreiben, um eine immersive und bereichernde Erfahrung für alle Zuschauerinnen und Zuschauer zu schaffen.
Was soll beschrieben werden
Wenn Inhalte visuell präsentiert werden, zieht das Gehirn wichtige Informationen aus verschiedenen Elementen wie dem Schauplatz, den Farben und Texturen, dem Aussehen der Figuren, ihrer Mimik, Bewegungen, Handlungen und Gesten. Das Gehirn interpretiert diese Informationen und bildet sich seine Meinung über die Sinneseindrücke. Die Audiodeskription soll den gleichen Effekt erzeugen, indem sie Menschen, die den Inhalt nicht sehen können, diese wichtigen Informationen vermittelt. Sie ermöglicht, sich ein umfassendes Bild von der visuellen Darstellung zu machen. Deshalb sollten auch Geräusche beschreiben werden, die nicht genau identifiziert werden können.
Die Priorisierung, Bearbeitung und Detailtiefe der Beschreibung hängen von der verfügbaren Zeit, der Art der Wiedergabe (z. B. ob die Beschreibung aufgezeichnet wird, damit der Zuhörer sie in Ruhe hören kann) und der Relevanz für das Verständnis und die Bewertung der Veranstaltung ab. Die Beschreibung sollte niemals verwirren, irreführen oder ablenken und sollte die Tonspur nicht stören. Eine gute Beschreibung betont und ergänzt dein Video.
Wie sollen Inhalte beschrieben werden
Die Art deiner Beschreibung ist genauso wichtig wie die Inhalte. Du solltest darauf achten, dass deine Beschreibungen einfach, klar und prägnant sind, das trägt zur Verständlichkeit bei. Was du vermeiden solltest sind Ausdrücke wie “wir sehen” und persönliche Meinungen oder Interpretationen der Inhalte. Mehr zu den Anforderungen kannst du hier bei den Best Practices für Audiodeskriptionen der American Council of the Blind nachlesen.
Ist dein Video-Player barrierefrei?
Du hast eine fantastische Audiodeskription und großartige Untertitel für dein Video erstellt. Du bist bereit, deine Inhalte barrierefrei zu präsentieren und die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer zu erobern. Jetzt kann dir nur noch der Video-Player in die Quere kommen. Du solltest daher prüfen, ob dein Player barrierefreie Inhalte zulässt:
- Untertitel können angezeigt werden, wenn sie verfügbar sind
- Audiodeskriptionen können abgespielt werden, wenn sie verfügbar sind
- Untertitel können durch individuelle Anpassungen konfiguriert werden und erlauben die Anpassung von Schriftgröße, Schriftart, Farbe und Transparenz des Untertitelbereichs.
- Die Bedienung des Video-Players ist barrierefrei
Details zu den Anforderungen an einen Video-Player kannst du den Testkriterien der BITV zum Thema Videofähigkeiten entnehmen. Die BITV Prüfschritte findest du hier.